Torsten Bröhan & Jianping He

Bauhaus der Lügen

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Ist Torsten Bröhans Bauhaus Collection von Hangzhou ein teurer Witz?

Es gibt erhebliche Zweifel an der Qualität der CAA Collection von Hangzhou, die Torsten Bröhan für viel Geld abgekauft wurde. 

Zwei deutsche Design-Experten besichtigten Ende 2011 eine Vorab-Präsentation von Torsten Bröhans Design-Sammlung von Hangzhou, die in der chinesischen Öffentlichkeit → ganz offiziell „Bauhaus collection“ genannt wird, obwohl eine Mehrzahl der Ausstellungsstücke mit der klassischen Bauhaus-Bewegung gar nichts zu tun haben. Die Urteile der Professoren fallen sehr unterschiedlich aus.

Ich sprach mit Prof. Michael Erlhoff, Gründer und Ex-Direktor der Köln International School of Design und Prof. Egon Chemaitis, Professor für Design an der UDK Berlin bis 2011, ab 2007 Lehre am Master-Studiengang der CdK (Chinesisch-deutsche Kunstakademie) in Hangzhou, ein Gemeinschaftsprojekt von CAA und UDK Berlin, das 2006 begonnen wurde und 2015 endete. Beide Gespräch fanden im Frühjahr 2015 an verschiedenen Orten statt. Ich habe die unterschiedlichen Standpunkte zu meinen Fragen einander gegenübergestellt.

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Wie schätzen Sie die Bedeutung der sogenannten „Bauhaus-Sammlung“ von Hangzhou ein?

Michael Erlhoff: Ich glaube, die Stadtregierung von Hangzhou war beim Ankauf ein bisschen naiv. Ich frage mich, was zum Beispiel Olivetti-Plakate aus den 50er-Jahren in dieser Sammlung zu suchen haben. Die sind ja schön. Aber was haben die mit Bauhaus zu tun?

Egon Chemaitis: Die aktuell zu sehenden Exponate sind für mich sehr brauchbare Lehr-und Lernstücke. Vielleicht ist es sogar ein großer Segen, dass das keine reine Bauhaus-Sammlung ist.

Was haben Sie 2011 konkret gesehen?

Michael Erlhoff: Nur einen Teil der angekauften Objekte, etwa 150 Stücke. Zum Beispiel einen der Wasserkessel von Peter Behrens, ein Rietveld-Stuhl, ein bisschen Bauhaus-Graphik und so. Und kleine Fehler bei der Zuschreibung und Präsentation, auf die ich in meinem → Artikel für das Designmagazin Stylepark schon hingewiesen habe.

Egon Chemaitis: Es wurden 140 bis 150 Exponate gezeigt – überwiegend Sitzmöbel und Tableware (Porzellan, Besteck, Service) und kleinere Lampen. Aber ich bin mir nicht mehr ganz sicher. Die Ausstellungsstücke waren vom Ende des 19. Jahrhunderts bis tief in´s 20. Jahrhundert: Porzellan von Gropius, Stücke von Wagenfeld und ein Service von Gerhard Marx, das ich noch gar nicht kannte. Es gab auch viele Stühle, aber keine Polstersachen. Zum Beispiel der berühmte rot-gelbe Stuhl und auch der Zickzack-Stuhl von Rietveld. Es gab auch etwas von Josef Hoffmann, Wiener Werkstätten. Alles war ganz anständig auf Podesten präsentiert und leicht unterleuchtet. Angenehm, um die Ausstellungsstücke zu Studienzwecken abzugehen, was ich mit den dortigen Masterstudenten auch gemacht habe. Zu den Fehlern in der Präsentation: Das waren Versehen, die ich nicht schlimm finde.

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Was mag der Sinn des Sammlungs-Ankaufs gewesen sein?

Michael Erlhoff: Vielleicht der Konkurrenzkampf mit Korea, wo man angeblich auch an der Bröhan-Sammlung interessiert war. Das mag den Preis in die Höhe getrieben haben. In China gibt es ein vehementes Interesse an deutschem Design und deutscher Architektur. Und Design insgesamt gilt als wichtiger Wachstumsfaktor in der Wirtschaft. Ich schätze, dass in den vergangenen 15 Jahren rund 350 Designhochschulen in China eröffnet haben.

Egon Chemaitis: Das Ziel für die chinesische Ausbildung von Gestaltern muss sein, das Prinzip der Moderne zu verstehen: Die Funktion steht im Vordergrund und eine formale Formensprache, die auf Geometrie beruht und jeder Herstellungstechnik entgegenkommt. Ob es gelingt, darüber zu einer eigenen chinesischen Gestaltungsphilosophie zu kommen, wäre interessant. Das Design der Moderne ist von der chinesischen Gestaltungsgemeinde anschlussfähig – als Beginn des modernen Designs. Spätere Epochen wie zum Beispiel die Postmoderne wären da schon schwieriger zu vermitteln ohne den historischen Kontext zu kennen. Das war eine US-Reaktion auf die Moderne als importierte Kultur. Da müssen die Chinesen erst hin. Die haben keine Moderne durchlaufen.

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Wie kam es zur etwas kühnen Zuschreibung „Bauhaus-Sammlung“ durch und die chinesische Presse und sogar CAA-Präsident Xu Jiang selbst?

Michael Erlhoff: Die CAA ist die älteste Kunsthochschule Chinas. Und Hangzhou ist reich, braucht aber als Standort eine Aufwertung gegenüber Peking und Shanghai, das mit dem Schnellzug nur eine Stunde entfernt liegt. Zudem ist der Akademie-Präsident Jiang Xu, der in Hamburg Kunst studierte, ein Neffe des ehemaligen Staatspräsidenten Jiang Zemin. Dieser Xu ist ein sehr prestigebewusster Mensch, der das Thema Design hochtrabend zelebriert. Es gibt einen eitlen Konkurrenzkampf der Städte und um Einfluss und Geld. Deutsches Design genießt ein unglaublich hohes Ansehen in China und der Begriff „Bauhaus“ ist ein Synonym dafür. Deshalb kam es wohl zur Verwendung des Etiketts „Bauhaus“ durch einige Leute und die Medien, als man diese Sammlung für viel Geld kaufte.

Egon Chemaitis: Bauhaus ist in China eine Chiffre für modernes Design. Es geht um ein Bild und keine konkrete Zuschreibung. Die Kritik an der Bezeichnung „Bauhaus-Sammlung“ ist eine westliche Position.

Ihr persönlicher Eindruck?

Michael Erlhoff: Ich fand die ausgestellten Stücke langweilig.

Egon Chemaitis: Für eine Zwischenlösung eine ordentliche Präsentation. Ich hatte angesichts der gezeigten Stücke den Eindruck, je mehr die Sammlung in die Neuzeit (50er bis 70er-Jahre) geht, desto dünner wird sie. Die Auswahl schien mir eher zufällig zu sein. Der Sapper-Kessel von Alessi zum Beispiel steht ziemlich alleine da; die Postmoderne ist nicht dokumentiert.

Das Interview führte Marcus Johst, Journalist und Medienmacher in Berlin.

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